© 1995 G. und R.Gantschnigg e-mail G.Gantschnigg@raptor.dontpanic.sub.org

Erfahrungsbericht über Siedleragame (agama agama)

Hinweise aus Literaturquellen

Von den Siedleragamen sind etliche Variationen bekannt, was nicht verwunderlich ist, da sich das Verbreitungsgebiet fast auf den gesamten afrikanischen Kontinent erstreckt. Lediglich in reinen Wüstengebieten sowie in tropischer Umgebung treten sie nicht auf.

Beschreibung

Allen A.agama-Unterarten ist eine typische Grundfärbung gemeinsam. Die Weibchen bzw. die unterlegenen Männchen sind oberseits schmutzigbraun, die überlegenen Männchen recht bunt gefärbt: ein orangeroter Kopf mit einem blaugrünen Körper. Auffällig ist der dreieckige Kopf und die sehr großen Ohröffnungen.

Verbreitung

Afrika, außer Namib- und Saharawüste. Auch auf Müllhalden ;-)) Agama-Arten bewohnen Savannen, Trockenwälder, oder vegetationsarme wüstenartige Gebiete. Einige sind zu Kulturfolgern geworden. Tiere aus wüstenähnlichen Gebieten leben meist solitär, während überwiegend baumbewohnende Agamen ein festes soziales Gefüge aufweisen. So kann ein Männchen über mehr als zwanzig Weibchen und Jungtiere dominieren. Die recht scheuen Agamen fressen außer Insekten oft auch kleinere Echsen, Blüten und Früchte.

Haltung

Für Baum- und Felsbewohner erhält ein Trockenterrarium (H150*B150*T80) zusätzliche Felsimitationen. Das Bodenteil wird mit grobem Sand aufgefüllt und mit einigen Steinen dekoriert. Für terrestrisch lebende Arten eignet sich ein Trockenterrarium (H100*B180*T80) mit gleichem Bodengrund.

Fortpflanzung

Nach Beginn der Regenzeit legen die Weibchen 3-8 Eier in selbstgegrabene Löcher oder tiefe feuchte Baumspalten. 2-3 Monate später schlüpfen die Jungtiere.

Haltungsprotokoll 1995

Wir schafften uns drei Tiere (1,2) im Dezember 1994 aus einer Bochumer Zoohandlung als Wildfänge mit Fundort "Afrika" an.

Das Aussehen der Tiere

Zwei Tiere sind ausgewachsen (40 bzw. 33 cm), ein Weibchen ist offenbar ein Jahr jünger. Nachts und während der Aufwärmphasen sind alle Tiere schmutzig dunkelbraun. Die Weibchen hellen tagsüber auf, die Oberseite ist dann beige mit grober, unregelmäßig dunkelbrauner Fleckenzeichnung. Das Männchen ändert seine Färbung, je nach Stimmung, in ein auffällig buntes Bild. Kopf, Hals und Nacken werden orangerot, die Kehle schwarz, die Kehlfalte wiederum orangerot. Der Rücken wird schwarzgrün, der Schwanz und ein Teil der Gliedmaßen malachitgrün. Die Schulterregion, der obere Teil der Vorderbeine und der Bauch werden violett. Reine Blautöne sind bei unserem Männchen nicht zu finden. Die Farbübergänge geschehen über den Grundton Schwarz. Die Schwanzschuppen tragen dornige Fortsätze. Trächtige Weibchen zeigen auf der hinteren Rückenpartie kupferfarbene Flecken, der Kopf bekommt zunehmend einen orangefarbenen Grundton.

Das Terrarium für die drei Agamen

Die Tiere bewohnen seit ihrer Anschaffung ein Terrarium mit den Maßen 150L*45B*45H, was sich im Nachhinein als zu klein herausstellt. Die Beleuchtung besteht aus 2 Leuchtstoffröhren 36W 120cm und zwei Strahlern E14 zu 40W. Die Drosselspulen der Leuchtstoffröhren sind unter einer sandbeschichteten Alu-Platte auf dem Boden befestigt. Boden und Decke sind mit Gipsmilch gestrichen, die Rück- und Seitenwände sind mit strukturierten 0.5cm Styroporelementen, die hellgelb abgetönt sind, verkleidet. Die Be- und Entlüftung sichern drahtnetzbespannte Lüftungsschlitze 5*150cm an der oberen Rückwand und vier 10cm "Bullaugen" an den Seitenwänden. Die Front wird durch 2 seitlich verschiebbare Glasscheiben gebildet. Das Terrarium ist Teil einer Anlage aus drei Einheiten ähnlicher Größe. Durch große Korkrindenelemente werden höhlenähnliche Versteckmöglichkeiten geschaffen. Eine vertikale Korkrinde wird als Sichtschutz eingebracht.

Die Haltungsbedingungen im Terrarium

Das Terrarium wird von 9-18 Uhr beleuchtet. Die Aufheizung erfolgt durch die Drosselspulen und die Strahler. Nach dem Ausschalten der Beleuchtung kühlt das Terrarium langsam auf die Wohnraumtemperatur ab. Die Temperaturspitzen liegen bei ca. 30-35°C im oberen Terrarienteil. Auf den im Terrarium plazierten Drosselspulen erreicht die Bodentemperatur weit über 40°C. Nachts kann die Temperatur bis auf 17-18°C fallen. In den heißeren Sommermonaten wird z.T. auf die Strahler verzichtet, damit die Temperaturen nicht zu stark ansteigen. Feuchtigkeit erhält das Terrarium nur durch das kleine Trinkgefäß und eine bodenwuchernde Kletterfeige im rechten Terrarienteil, die morgens öfter, abends gelegentlich mit dest. Wasser besprüht wird. Als Trinkgefäß wird ein im Substrat der Kletterfeige eingebrachter Kunststoffbehälter gut angenommen, ein ausgelagerte Glasgefäß jedoch nicht. Die Luftfeuchte schwankt so zwischen minimal 30% relative Feuchte tagsüber und maximal 70-80% nachts.

Die Nahrung für die Agamen

alphabetisch, nicht nach Vorliebe ;) Bananen Fisch, gekocht Grillen Heimchen Mandarinen Nudeln, gekocht Papayas Schwarzkäfer(larven), zur Tragzeit eingepudert Tomaten Wachsmotten Wanderheuschrecken Alles in unerträglichen Mengen! Nach ein bis zwei Fastentagen gehen die Tiere, insbesondere das weniger scheue Männchen, mit Begeisterung an alles, was angeboten wird, aus Versehen an den eigenen Kot und an Korkstückchen, weiterhin an Bananen, an Kochfisch, an Nudeln, sobald nur damit herumgewackelt wird oder man die Portionen in das Terrarium wirft. Auch unbewegliche Dinge werden als Futter probiert. Seien es nun liegengebliebene Beine einer Grillenmahlzeit oder unbewegliche Bananen- und Fischstücke, gerne wird auch mein Finger probiert. Offenbar hören diese Agamen auch sehr gut, da sie versteckten Heimchen nachspüren und sie auch entdecken. Tritt man an das Terrarium heran und sagt irgendetwas, kommen auch oft die Tiere hervor, die sich vorher in einem Unterschlupf befunden haben. Tagsüber wird immer wieder Bodensubstrat, bestehend aus Kies 2-4 mm, Muschelgriet und Vogelsand, aufgenommen. Die Tiere trinken aktiv aus einem im Pflanzgefäß der Kletterfeige eingebrachten Trinkgefäß. Ein offen plaziertes Glasgefäß wurde nicht angenommen.

Das Verhalten der Agamen

Ca. 1 Stunde nach Beleuchtungsbeginn werden die Tiere aktiv, wobei das Männchen immer noch eine halbe Stunde länger braucht. Dafür legt es sich auch eine Stunde früher hin ! Die Tiere hinterlassen ihre Exkremente morgens alle ! an der gleichen Stelle soweit weg wie möglich von ihrem Schlafplatz. Der Schlafplatz liegt rechts im Terrarium, der Donnerbalken - die Tiere krallen sich an der Wand fest ;-) - links über einer kiesgestreuten Fläche. Spätestens alle zwei Tage wird mit einer Kotschaufel die Stelle gesäubert, anschließend noch mit Vogelsand bestreut, um die Geruchsbelästigung durch unbemerkt liegen gebliebenen Kot zu reduzieren. Einmal aufgewärmt, beansprucht das Männchen als einzig vertretener Gockel seine Vormachtstellung und jagt den Weibchen nach, die so ihre vormals ruhige Vormittagsphase abbrechen müssen und sich in Sicherheit bringen. Das Männchen stellt die Verfolgungsjagden recht schnell ein, selten ist die Verfolgungsstrecke länger als drei Meter, entlang der oberen Rückwand und über die Bodenhindernisse. Nach der Jagd imponiert das Männchen durch mehrmaliges, sehr heftiges Kopfnicken, die Weibchen antworten? ihrerseits nicht selten mit Kopfnicken, wenn auch weniger heftig und weniger häufig. Natürlich nur dann, wenn das Verfolgungsspiel nicht in einer der Versteckplätze aus Korkrinde endet. Zu ernsthaften Verletzungen ist es dabei nicht gekommen; zwar erwischte das Männchen das verfolgte Weibchen gelegentlich, die Weibchen beißen in zu großer Bedrängnis allerdings zurück, sie flüchten dann weiter, und es ist Ruhe, das abschließende Kopfnicken nicht zu vergessen! Leider beanspruchen die Kletterjagden entlang der Rückwand die Oberfläche sehr stark. Der Styroporuntergrund mit der einfachen Wandfarbe als Oberfläche bröckelt durch die scharfen und kräftigen Krallen ab.

Paarung

Am 13.01.95 beobachten wir eine Begattung. Das betroffene Weibchen nimmt schon innerhalb einer Woche an Umfang zu, gleichzeitig wird es noch verfressener als sonst. Bei einer Fütterung springt es mir sogar ins Gesicht und zerkratzt mich mit ihren scharfen Krallen. In einen hineingehaltenen Finger wird kräftig hineingebissen. Das Weibchen wird nun auch in der Nähe des Männchens geduldet und liegt oft bei ihm oder sogar über ihm. Bei einer Anmache des Männchens macht es eine Art Katzenbuckel und das Männchen hält inne. Die Jagd nach dem zweiten Weibchen geht weiter wie gehabt. Am 03.02. ist auch das zweite Weibchen trächtig. Sie werden jetzt beide geduldet und das Männchen hat eigentlich nichts mehr zu tun :-) Am 27.05.95 setzt ein Weibchen vormittags 2 befruchtete Eier ab. Sie werden in eine Plastikdose mit feuchtem Blumenerde/Sand-Gemisch überführt. Ein Ei ist eingefallen. Seit der Paarung sind jetzt über vier Monate! vergangen. Ich dachte schon, die Tiere würden an Eierverhärtung eingehen. Hin und wieder taucht morgens noch ein Ei auf. Von welchem Weibchen, ist unklar. Leider vertrocknen alle abgesetzten Eier nach anfangs guter Entwicklung, das verwendete Brutsubstrat ist wirklich sehr schlecht auf konstanter Feuchte zu halten !

Ausfälle

Das Männchen stirbt einige Wochen nach der Paarung an einem entzündlichen Hemipenisvorfall.

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RAPTOR-MAG Ausgabe 1